Vorherbestimmung

Die von Ludwig dem 14. verfolgten Christen waren in ihrer Mehrzahl nicht Lutheraner sondern Calvinisten.

Jean Calvin, ein Franzose, der vom schweizerischen Genf aus wirkte, war ein erstaunlich kompetenter Bibellehrer. Doch es gab bei ihm einen folgenschweren theologischen Denkfehler.

Calvin glaubte an Prädestination, an Vorherbestimmung.

Er las Stellen wie Epheser 1, 3, wo es heißt, Gott hat "uns in ihm auserwählt vor Grundlegung der Welt."
Oder Epheser 1, 5: Gott hat "uns vorherbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus."
Daraus folgerte er: Den einen ist vorherbestimmt, Christen zu werden. Anderen ist demnach vorherbestimmt, NICHT gläubig zu werden. Diese Nichtvorherbestimmten konnten nicht gerettet werden, egal wie sehr man ihnen das Evangelium predigte.

Wer an Vorherbestimmung glaubt, hat immer mit Fatalismus zu kämpfen. Fatalismus ist die Tendenz zur völligen Ergebung ins Schicksal. Denn an Vorherbestimmtem kann man ja nichts ändern.

Man denkt dann, alles sei irgendwie Gottes Wille. Die Moslems, die so glauben, haben einen oft gebrauchten Begriff dafür: Kismet, Schicksal.

Calvin hat jedoch übersehen, daß es heißt, Gott hat uns IN IHM auserwählt. IN IHM bedeutet IN CHRISTUS.
Es ist nämlich so: Der Auserwählte ist Christus.
Wenn wir uns ihm anschließen, sind wir IN IHM und werden SEINER Vorherbestimmung teilhaftig.
Wir als Individuen sind nicht vorherbestimmt und auserwählt, Segen zu erben, sondern Jesus ist dazu vorherbestimmt und auserwählt.
Gott hat Christus auserwählt vor Grundlegung der Welt, die Welt zu erben. "IN IHM haben wir auch ein Erbteil erlangt." (Epheser 1, 11).

Entscheiden wir uns für Jesus, erben auch wir Segen.
Entscheiden wir uns gegen ihn, werden wir auch seiner Vorherbestimmung nicht teilhaftig.

Wenn ich im Zug "Sünde" sitze, ist mir vorbestimmt, früher oder später bei der Endstation "Verdammnis" zu landen.
Wenn ich jedoch am Bahnhof aussteige und in den Zug "In Christus" wechsle, dann ist mir die Endstation "Himmel" vorherbestimmt.
Nicht mir ist vorherbestimmt, wo ich zwangsläufig ende, sondern dem Zug, in dem ich sitze. Den kann ich wechseln.

Es ist also NICHT alles ein- für allemal vorherbestimmt.
Kismet ist kein biblisches Konzept.
Vielmehr gesteht uns Gott sehr wohl freie Entscheidungen zu, wie aus vielen Gleichnissen ersichtlich ist. (zB Gleichnis von den anvertrauten Talenten, Lk 19).

Schließlich sagt auch Paulus, Gott "will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." (1 Timotheus 2, 4).
Wenn Gott will, daß alle Menschen errettet werden, dann kann er nicht manche zur Verdammnis (ohne Schuld) vorherbestimmt haben.

Leider hat der Glaube an die Vorherbestimmung die Durchschlagskraft im Gebet vieler verfolgter Hugenotten gelähmt. Sie litten mehr, als sie mußten.

Deswegen ist es so wichtig zu wissen, warum wir glauben, was wir glauben.

"Seht zu, was ihr hört!"
Markus 4, 24

"Seht nun zu, wie ihr hört!"
Lukas 8, 18.

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