Der Finanzbetrüger

"Es sagt aber Judas, der Ischariot, einer von seinen Jüngern, der ihn überliefern sollte: Warum ist dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben worden?
Er sagte dies aber nicht, weil er für die Armen besorgt war, sondern weil er ein Dieb war und die Kasse hatte und beiseiteschaffte, was eingelegt wurde."
Johannes 12, 4-6

In den Vereinigten Staaten ist der "Confidence Man" oder "Con Man" eine wohlbekannte Figur. Ein Con Man ist jemand, der sich das Vertrauen seines Opfers erschleicht, um diesem Schaf mit bestimmten, immergleichen Tricks und Kniffen das flauschige Fell über die Ohren zu ziehen.

Christen sind bevorzugte Ziele solcher Con Men.
Weil sie oft vertrauensselig bis zur Naivität sind. Sie glauben dem Con Man, wenn er von Jesus schwärmt. Sie vertrauen ihm deshalb auch, wenn er von einmaligen Investmentmöglichkeiten schwärmt.
Warum denn nicht? Der Mann ist doch so nett.
Sie können ja in sein Herz nicht hineinschauen. Und man soll doch gut von den Leuten denken.

Doch vielen Jahren rief mich einmal eine liebe Frau aus einer süddeutschen Großstadt an: Ein Bruder in Christus, Gemeindemitarbeiter und "Investmentfachmann", habe vor Jahren einen hohen fünfstelligen Betrag für sie angelegt.
Nun sei er aufgeflogen.
Er habe all ihr Geld verjubelt. Es sei nichts übrig. Es wurde auch nie etwas angelegt.
Sie nannte mir den Namen und ich solle auf die Person einwirken.
Doch man hat auch als Pastor seine Grenzen.

Mir ist kein solcher Con Man im Umfeld des CGZ bekannt. Es sei dennoch vor solchen Leuten gewarnt.
Sie gehen nach immer derselben Masche vor:

1. Sie suchen sich ihre Opfer unter vertrauensseligen und gebefreudigen Personen. Das sind nicht zuletzt Christen, die Gemeinden angehören, die Freigebigkeit predigen. Am häufigsten scheinen sie dort aufzutreten, wo Wohlstand in einer extremen Weise gepredigt wird: Gott wolle, daß wir alle reich, reich, REICH sind.

Natürlich will Gott, daß es uns gut geht und wir "in allem allezeit alle Genüge haben" und viel weggeben können. (2 Korinther 9, 8).

Doch die Konzentration aufs Materielle birgt die Gefahr der Gier.

Deshalb sagt Agur, des Sohnes des Jake, aus Massa in Sprüche 30, 8-9:
"Armut und Reichtum gib mir nicht, laß mich das Brot, das ich brauche, genießen, damit ich nicht, satt geworden, leugne und sage: Wer ist der HERR? Und damit ich nicht, arm geworden, stehle und mich vergreife an dem Namen meines Gottes!"

Wenn wir genug Mittel haben und uns nicht ständig wegen Mangel sorgen müssen, sollten wir Gott danken und uns auf wichtigeres konzentrieren.

2. Sie erschleichen sich das Vertrauen solcher lieben Geschwister.
Dazu ist nötig, daß sie sich als hingegebene Christen verkaufen.

So mögen sie als treue gemeindliche Mitarbeiter in Erscheinung treten.
(Die Menschen haben alle möglichen Gründe, als Mitarbeiter in Erscheinung zu treten: Geschäftsleute erschließen so sich neue Kunden, Musiker finden eine Bühne, Prediger-Wannabes haben Pastors Kanzel im Auge... So gesehen sind wir im CGZ wirklich gesegnet mit guten, hingegebenen, Jesus liebenden Mitarbeitern).

Erhascht man jedoch einen Blick in ihr Privatleben, stellt man fest, daß dort ein gerüttelt Maß an Sünde vorherrscht, oft zu erkennen am ungezügelten Sexualleben.

3. Die im Vertrauen mitgeteilte Finanzanlage ist stets ein Geheimtip.
Niemand darf davon wissen.
Schon gleich gar nicht der Pastor oder der Staat oder andere öffentliche Stellen.
Gern wird das Geld hinter verschlossenen Türen in bar übergeben oder auf ein persönliches Konto des Finanzgenies überwiesen.

4. Man hört nichts mehr von seiner Anlage.
Auch wenn in Verträgen Fristen genannt werden: Die verstreichen, ohne daß das Geld zurückbezahlt würde. Fragt man nach, wird man vertröstet: Kommt schon noch. Gegenwärtig sei die Wirtschaftslage kompliziert, usw.
Die Aufforderung, Geduld zu haben, gehört zum Con Man-Inventar wie die Lüge zum Teufel.
Wie lang solle man sich gedulden?
Nun, nur bis zum nächsten Termin.
Am Sankt-Nimmerleinstag.

5. Das Con Man-System bricht zusammen.
Entweder wandert der Betrüger in den Knast. Oder, wenn die lammfrommen Geschröpften ihn nicht mit der Justiz behelligen, meldet er Privatinsolvenz an. Dann ist für die Anleger nichts mehr zu holen. Und er kann in ein paar Jahren von vorn anfangen.

Milde ist bei diesen Leuten nicht immer angebracht.

Selbst in der nächsten Nähe zu Jesus befand sich ein Finanzbetrüger: Judas.
Judas Ischariot verwaltete die Kasse und trug davon, was eingelegt wurde.

Dennoch vermochte er nicht, Jesus zu schaden!

Als der Herr einst Geld für Steuern brauchte, weil die Kasse leer war, (Judas, hallo?), schickte er Petrus zum Angeln. Im Maul des ersten Fisches fand Petrus exakt den Betrag, der für die Steuer nötig war, nicht mehr und nicht weniger. (Wobei auch Jesus nicht ständig von der Hand in den Mund lebte. Er hatte reiche Unterstützer: Maria, Martha, Lazarus, Johanna, die Frau des Verwalters von Herodes, und viele andere. (Lukas 8, 3)).

Gott versorgte seinen Sohn.
Und er versorgt auch uns, seine Kinder, Con Men hin oder her.

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