9/11 und Vergebung

Bald jähren sich die Anschläge auf das World Trade Center zum zehnten Mal und die Medien sind seit Tagen voll von Berichten darüber.

19 hingegebene Moslems steuerten am 11. September 2001 zwei vollbesetzte Flugzeuge in zwei New Yorker Hochhäuser.
Keiner der dort arbeitenden Menschen hatte ihnen etwas getan.
Ihre Tat hatte keinen anderen Grund als religiöse Verblendung.

Ähnlich den heidnischen Germanen glaubten sie, der einzige sichere Weg in den Himmel ist, im Kampf zu fallen.
Germanische Krieger fanden Einkehr in Wallhall beim Wallvater Odin und dessen immerfließenden Bier.
Der moderne Jihadi verschafft sich durch Mord und Totschlag Eingang in seinen himmlischen Harem.
Beide irren und landen nach ihrem Tod wo ganz wo anders.

Angesichts der Mostrosität der Verbrechen haben viele Christen moralische Schwierigkeiten mit dem Vergebungsgebot der Bibel.

Irren ist menschlich, sagt man, und vergeben göttlich.
Wieder und wieder sagt Gott, er sei willig, Sündern zu vergeben.
"Wenn eure Sünden rot wie Karmesin sind, wie Schnee sollen sie weiß werden. Wenn sie rot sind wie Purpur, wie Wolle sollen sie werden." (Jesaja 1, 18).

"Barmherzig und gnädig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade." (Psalm 103, 8).

Und dennoch:
Der Gott, der Vergebung predigt, vergibt oft selber nicht!

Er warf Adam und Eva aus dem Garten, nachdem sie gesündigt hatten.
Der Mörder Kain, ihr Erstgeborener, wurde dazu verurteilt, als flüchtiger Wanderer auf der Erde umherzuziehen.
Nachdem seine Nachkommen die Kultur der Welt mit Blut und Gewalt so nachhaltig korrumpiert hatten wie es nur ging, schickte Gott die Sintflut und fegte alle bis auf acht hinweg.

Er vergab nicht, er richtete.

Kaum aus der Arche, baute die Menschheit den Himmeln einen Turm.
Gott richtete abermals und zerstreute die Menschheit. Er verwandelte ihre Rede in Gebabbel, so daß man einander nicht mehr verstand und Babels Turm verfiel.

Paulus forderte die Korinther auf, das mit seiner Stiefmutter unsittlich zusammenlebende Gemeindemitglied hinauszuwerfen. Er sagt, "Richtet ihr nicht, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus!" (1 Korinther 5, 12-13).

Gott ist einerseits vergebungsbereit, andererseits richtet er. Und nicht zu knapp.
Wie geht das zusammen?

Das ist so, weil Gott nicht bedingungslos vergibt.

Bedingungslos zu vergeben ist schierer Wahnsinn. Wer einem Mörder vergibt und ihn laufen läßt, macht sich aller Verbrechen mitschuldig, die der Mörder ab diesem Zeitpunkt tut.

Vergebung bekommt, wer Vergebung will--von Herzen will.
Ob jemand wirklich Vergebung will, kann nur Gott erkennen.
WIR erkennen das Bedürfnis nach Vergebung, wenn die betreffende Person von sich aus, ohne von uns aufgefordert worden zu sein, Wiedergutmachung tut

Rabbi Blech sagt, "Vergebung ist keine Waise. Die Buße ist ihre Mutter." Vergebung wird von Buße geboren.
Vorher gibt's keine Vergebung.

Juda hat seinen Bruder Joseph einst für 20 Silberlinge in die Gefangenschaft nach Ägypten verkauft. (1 Mose 37, 26).
Von da an ging's in seinem Leben nur noch bergab.
Seine (kanaanäische) Frau starb, seine Söhne starben, (weil sie böse waren).
Seine Schwiegertochter Tamar hurte (mit ihm).
Sein Vater war voller Tadel und untröstlich über das Verschwinden Josefs.

Viele Jahre später allerdings tat Juda so etwas wie Wiedergutmachung.

Das war so:
Der Herrscher von Ägypten wollte Judas Halbbruder Benjamin, (den Bruder Josephs), ins Gefängnis stecken. Doch Juda forderte, an Benjamins Stelle ins Gefängnis gehen zu dürfen. Juda "verkaufte" Benjamin nicht in die Gefangenschaft: Er war bereit, an seiner Stelle in Gefangenschaft zu gehen.

Juda tat sein Verbrechen zutiefst leid. Als nun wieder einer der Brüder in ägyptische Gefangenschaft wandern sollte, meldete er sich freiwillig, um Benjamin vor diesem Schicksal zu retten.

Der verkaufte Joseph war der Herrscher von Ägypten.

Erst in diesem Moment glaubte Joseph, daß Juda sich tatsächlich geändert hatte und offenbarte sich seinen Brüdern. Der geläuterte Juda bekam Vergebung von Joseph. Von da an ging's steil bergauf mit Juda und der ganzen Familie.

Buße kommt vor Vergebung.

Jesus sagt, "Habt acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und WENN ER ES BEREUT, so vergib ihm! Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben." (Lukas 17, 3-4).

Wenn jemand Reue zeigt, indem er Wiedergutmachung betreibt, bekommt er Vergebung, wie der räuberische Zöllner Zachäus, der zu Jesus sagte, "Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach." (Lukas 19, 8).

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