Lovin' Osama

"Pastor, in Teilen der evangelischen Kirche regt man sich noch immer schrecklich über den Tod von Osama bin Laden auf. Christen töten ihre Feinde nicht, sie gehen auf sie zu, heißt es."

Das klingt sehr edel, ist aber leichter gesagt als getan. Man kann nämlich nur mit Leuten in Frieden leben, die das auch wollen. Osama gehörte ganz klar nicht dazu. Im übrigen hatten deutsche Protestanten zehn Jahre Zeit, sich an Osama zu wenden. Entweder taten sie es nicht, oder er hat sie nicht beachtet.

Da ging es ihnen wie Franz von Assisi, der Saladins Neffen Sultan Al-Kamel auch nicht zur Umkehr bewegen konnte, als er während der Kreuzzüge einst vor ihm predigte. Saladin stammte übrigens aus Tikrit, wie Saddam Hussein.
Apropos Saddam.
Der nannte Westler, die ihn trotz seiner Taten in Schutz nahmen "edle Seelen."

In Deutschland haben "edle Seelen" Tradition.
In den siebziger Jahren hatten die Bombenleger von der Roten Armee Fraktion, (die Baader-Meinhof-Bande), so viele Sympathisanten, daß die nach einiger Zeit ihre eigene Partei gründeten. Zu den Größen dieser Partei gehören die ehemaligen RAF-Anwälte Schily und Ströbele, letzterer ist so radikal und antiimperialistisch wie eh und je.

Osama wurde 54 Jahre alt, Saladin 55.
Hitler 56.
Auf Hitler komme ich, weil auch er "edle Seelen" inspirierte.
Nach einem Putschversuch 1923 in München, bei dem es Tote gegeben hatte, wurde er zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg verurteilt.

Weniger als ein Jahr später war Hitler wieder frei.

Die Strafe fiel so mild aus, weil das Gericht bei Hitler eine "ehrenhafte Gesinnung" feststellte. Er denke "rein völkisch" und habe schließlich viereinhalb Jahre freiwillig im deutschen Heer gedient.

Hitler stellte seine Partei neu auf, impfte ihr seine "ehrenhafte Gesinnung" ein und machte Geschichte.

Apropos Landsberg.
Keine dreißig Jahre später wurde in Landsberg wieder demonstriert. Denn wieder saßen dort Männer mit "ehrenhafter Gesinnung" in Haft, zum Tod verurteilt durch--wen sonst?--die Amerikaner, die den Zweiten Weltkrieg unverschämterweise gewonnen hatten.

Mehrere Tausend Leute trafen sich im Januar 1951 in Landsberg zur "Kundgebung gegen die Unmenschlichkeit." Es sprachen Bundestagsabgeordnete, (darunter ehemalige SA-Männer), und verurteilten die Amerikaner aufs Schärfste. "Hört auf mit diesem grausamen Spiel! Zerschlagt nicht die heiligen Güter des Christentums, der Menschlichkeit und des Rechts!" rief ein Herr Seelos von der Bayernpartei.

Wer waren die Todgeweihten, die da so edel verteidigt wurden?
Harmlose Zeitgenossen. Familienväter wie Osama, (wobei keiner fünf Frauen hatte). SS-Einsatzgruppenleiter Otto Ohlendorf etwa, der auf erobertem Sowjetterritorium Zigtausende Juden ermorden hatte lassen. Nun demonstrierte man für ihn.

Es gab auch eine Gegendemonstration von rund 300 Personen.
Landsberg war nämlich einst umgeben von Lagern für KZ-Häftlinge, die als Sklaven für die Rüstung arbeiteten. Überlebende Ex-Sklaven demonstrierten gegen den Massenmörder Ohlendorf und Konsorten und diese perverse Kundgebung.

Was riefen die 4000 "edlen Seelen" diesem Häuflein Überlebender zu?
"Juden raus!"

"Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse."
Jesaja 5, 20

Kommentare

  1. Ich finde es immerwieder witzig, wie du Seitenhiebe auf die Grünen verteilst. :D
    Die RAF verbreitete Terror und arbeitete mit palästinensischen Terroristen zusammen. Das war falsch, das steht außer Frage.
    Die Grünen bestehen aber nicht nur aus linksradikalen und Ex-RAF-nahen, die Grünen wurden auch von christlichen Gruppen mitgegründet (inwieweit da Freikirchler mit drinnen waren, weiß ich jedoch nicht). Leider setzten die sich nicht wirklich durch.
    Aber letztlich wurde die Gründung dadurch begünstigt, daß die damals "etablierten" Parteien einfach zuwenig bis gar keine interne Demokratie zuließen (CSU ist für mich da ein Paradebeispiel). Sie wurden bekämpft und das oft und gerade seitens der CSU mit üblen Verleumdungen, die per Postwurf einen Tag vor der Bundestagswahl 1987 verbreitet wurden. Das sagt schon viel über den Politikstil der Schwarzen aus.

    Heute sind es die Piraten, die in dem Punkt den Grünen nachfolgen - allerdings weit wenig polemischer, weit kühler und wie ich finde im agieren weiser.
    Trotzdem wurde ihnen der Server 2 Tage vor der Wahl in Bremen abgestellt, nein, konfisziert. Ohne Not und rechtich sehr bedenklich. Das wiederum wirft ein zweifelhaftes Licht auf diejenigen, die so etwas verfügen und wie ich denke irgendwie mit den "großen Parteien" (zu denen ich die Grünen auch so halb zähle) verflochten sind.

    Wahrscheinlich werden die Mächtigen immer nervös, wenn man an ihrer Macht herumsägt - Aber das ist nunmal Demokratie. Wäre das nicht so, hätten wir keine.

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