Ganz innen

Der Tempel im Alten Testament umfaßte drei Teile: Den Vorhof, das Heiligtum und das Allerheiligste.

In den Vorhof durften so gut wie alle. Ins Heiligtum nur noch die Priester. Und ins Allerheiligste, dort wo die Bundeslade war, kam nur einmal im Jahr der Hohepriester.

Wir Menschen bestehen auch aus drei solchen Teilen. Die Privatsphäre wird von Teil zu Teil intensiver.
In unserem "Vorhof" begegnen wir anderen Leuten und interagieren mit ihnen, das können Kollegen, Verkäufer, Bekannte sein.

In unser "Heiligtum" darf nicht mehr jeder. Dorthin lassen wir nur Personen, denen wir vertrauen, wie Familienangehörige und Freunde. Im Heiligtum herrscht größere Offenheit als im Vorhof.

In unser "Allerheiligstes" herrscht totale Offenheit. Hier kommt allerdings außer Gott und uns selbst niemand hinein. Hier verwahren wir unsere tiefsten Geheimnisse, über die wir mit niemandem reden, nicht einmal mit unseren engsten Vertrauten. Hier wissen nur Gott und wir bescheid.

Wir Menschen verbannen einander in unsere Vorhöfe. Hier bitten, drohen, betteln, manipulieren, schmollen, überreden, belohnen wir den anderen und verändern so im besten Fall vorübergehend sein Verhalten.
Doch wir erreichen so das Herz des anderen nicht.
Um jemanden dauerhaft zu ändern müßten wir in dessen Allerheiligstes, wo die geheimen Schalter sitzen, und die umlegen. Das können wir jedoch nicht. Denn wir kommen, wie gesagt dort nicht hinein. Niemand kommt dort hinein--außer Gott.

Deshalb ist Gebet für den anderen--speziell unsere Feinde--die einzige Möglichkeit, das Herz des anderen zu erreichen. Gott spricht statt unser zu seinem Herzen.
Und ändert ihn.
Nicht unbedingt in unserem Sinne, aber in seinem. Und das ist viel wichtiger als daß wir unseren Willen beim andern bekommen.

"Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist!"
Matthäus 5, 44-45.

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