Bewegungen

"Pastor, ich habe von Leuten gehört, die ihre Karriere aufgegeben haben und nun Burger braten, um in einer christlichen Kommune auf dem Land in Amerika mitzumachen. Bei denen gibt's keine Gemeinde, keine Pastoren oder Prediger oder Älteste. Die haben das alles abgeschafft. Und alle haben alles gemeinsam. Ist das Urchristentum?"

Karriere aufgegeben? Gemeinde samt Prediger abgeschafft?
Wow.
Klingt nach des Teufels kühnstem Traum...

Jesus sagte jedoch, er wird seine Gemeinde bauen, nicht seine pastorenfreie Landkommune. (Matthäus 16, 18).

Dazu hat er Prediger erfunden. (Epheser 4, 11).
Jesus ist das Haupt des Leibes Christi: der Gemeinde.
Der Pastor ist das Haupt der Ortsgemeinde und bildet im Kleinen das Große nach. (Wenn man einen großen Kristall zerschlägt, zerfällt der in lauter kleine, die genauso aussehen, wie der große).

Jesus setzte also Prediger ein. ("Weide meine Lämmer.")
Denen hat er verordnet, vom Evangelium zu leben. (1 Korinther 9, 14). Die Gemeinde soll sie daher unterstützen. (1 Timotheus 5, 17).
Er ermahnt die Gemeinde sogar, "Gehorcht und fügt euch euren Führern! Denn sie wachen über eure Seelen, als solche, die Rechenschaft geben werden, damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre nicht nützlich für euch." (Hebräer 13, 17). Klingt nicht gerade flauschig unhierarchisch.

Wobei biblische Pastoren keine Autokraten sind. Jeder sollte froh sein, wenn er engagierte Leute hat, die Ideen von Gott bekommen und diese umsetzen. Die müssen das dürfen. Allerdings braucht es dazu natürlich Vertrauen. Und das müssen sich beide Seiten verdienen.
Die Apostel haben der Gemeinde sehr wohl gestattet, Angestellte vorzuschlagen. Das letzte Wort behielten sie sich jedoch vor. (Apostelgeschichte 6, 3).

"Wir sind die wahre Gemeinde! Nieder mit allen Pastoren!"
Ach...
Solche Bewegungen gibt's alle paar Jahre wieder. Dann schwingt das Pendel wieder in die andere Richtung. Man liebt Autorität wieder und der Pastor soll noch entscheiden, welches Auto man sich kaufen soll.

Beide Extreme sind Quatsch.

Noch was:
Es gibt auf Erden und im Himmel keine hierarchiefreie Zone.
Auch in "hierarchiefreien" Kreisen ohne Prediger wie dieser Kommune nicht!
Denn jeder Mensch hat einen, ich sag mal, "Leiterquotienten." Es gibt Nullen und es gibt Zehner und alles dazwischen. Ein Einser schaut intuitiv zu einem Zweier auf und der Zweier auf den Einser herab. Beide schauen zu einem Fünfer auf. Die können nichts dagegen tun, sie sind einfach so verdrahtet.

In jeder Gruppe gibt es einen Leiter, der von den Leuten als solcher wahrgenommen wird und auf den sie hören. Das muß nicht zwingend die Person mit dem Titel sein. Im Militär gibt's das oft, daß der Sergeant wesentlich dominanter und durchsetzungsfähiger ist als sein Offizier. Der Leutnant hat bloß Abitur.
Entsprechend muß in einer Gemeinde der Pastor nicht der eigentliche Leiter sein.
Darüber kann man noch viel sagen...

Ich vermute mal, viele derer, die "das Pastoralsystem überwinden" (also die Gemeinde abschaffen) wollen, sind Zweier, die gern Zehner wären, oder Romantiker, die enttäuscht wurden oder als Mitarbeiter überfordert waren, und nun aus Frust Gottes Tempel ein wenig torpedieren.

Doch haben die nie 1 Korinther 3, 17 gelesen: "Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben."

Mal schauen, wie das weitergeht.

Kommentare

  1. Ich denke auch, daß sich Leiter in einer (neu) entstehenden Gruppe entwickeln und herauskristallisieren müssen, sie (irgendwie) zu bestimmen macht da wenig Sinn.
    Als ich Leiter der JF-Darmstadt war, hatte ich sehr oft das Gefühl, jemand zu sein, den man aufgrund seiner Stellung "torpediert". Dabei wollte ich diesen "Job" garnicht unbedingt, ich hatte nur den Eindruck, daß mich Gott da eingesetzt hatte.
    Als mich einer absetzen wollte, und darin scheiterte, gingen ihm ein paar Tage später beide Knie kaputt. Er mußte operiert werden, ging lange an Krücken. Ich weiß nicht, ob es damit zusammenhing, es hat mich jedenfalls ziemlich geschockt.

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