Das Verhältnis von Verstand und Gefühl

Neulich war ich auf einem Vortrag, auf dem der Sprecher wissenschaftlich fundierte Argumente anführte.
Was er sagte, schockte mich.
Er behauptete nämlich, der Mensch reagiere nur zu 1/8 rational. Die restlichen 7/8 werden bestimmt von den Emotionen, also der Tagesform und den gerade gegebenen Launen.
Wenn das stimmt, dann gnade uns Gott.
Denn das würde bedeuten, daß alle menschlichen Beziehungen zerbrechlicher wären als papierdünnes Glas. Eine Person könnte praktisch alles richtig machen. Doch sobald die momentane Befindlichkeit ihres Gegenübers mal mies wäre, würden die bisherigen guten Erfahrungen nicht mehr zählen.
Grauenhaft.

Wobei ich mich jedoch sofort an Paulus im galatischen Lystra erinnert fühle. Er predigte dort auf dem Marktplatz. Ein von Geburt lahmer Mann hörte ihn, glaubte und wurde geheilt! Die Volksmenge schaute zu und geriet so außer sich, daß der Zeuspriester und das Volk den Aposteln Opfer darbringen wollten, denn "Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen." Apostelgeschichte 14, 11.
Paulus predigte und hielt die Menge mit Mühe davon ab, ihn als Gott zu verehren.

In Vers 18 hat er es geschafft: Das Volk wendet sich dem lebendigen Glauben zu und bekehrt sich zu Jesus.
In Vers 19--Vers 19!--kommen Juden aus Antiochia und Ikonion und überreden die Volksmengen. Und die STEINIGEN Paulus!

Den sie gestern als Gott verehrten, töten sie heute, weil er heute für sie ein Ketzer ist.

Wie war das nochmal mit Ratio und Emotion...?

Kommentare

  1. Ich habe in einem Seelsorgeseminar gelernt, daß wir maximal zu 20% bewußt (rational?) denken, und daß damit mindestens 80% unseres Denkens unterbewußt abläuft.
    Das finde ich auch krass, aber schaut man sich die vielen zwischenmenschlichen Probleme bei Licht an, kommt das im Grunde schon zum Vorschein. Wieviele Menschen lassen sich gerade in Beziehungen von Gefühlen (ohne Rahmen und Grenzen) leiten, wodurch die Beziehungen den Bach runtergehn? Ich kenne da ettliche Beispiele.
    Gefühle brauchen, glaube ich, einen festen Rahmen, sonst gehts schief. In Beziehungen gibt da die Bibel für mich einen festen Rahmen vor, hätte ich den nicht, wäre ich heute vmtl. nicht verheiratet, weil ich ohne Rahmen beziehungsunfähig wäre.
    Aber das wollen die meisten Menschen garnicht hören ;)

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