Der Eisbrecher

"Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat."
Hebräer 10, 35

Zuversicht ist die innere Einstellung der Erwartung des Sieges. Die braucht man vor allem dann, wenn es momentan nicht unbedingt nach Sieg aussieht.
Man hat dann die Wahl: man kann sich mit melancholischen Freunden zusammensetzen und einander erzählen, was alles nicht geklappt hat und wie verfahren die Situation ist. Aus diesem Reden entsteht jedoch kein Glaube. Vielmehr hocken dann alle bedröppelt da wie die Karnickel in der Falle und fühlen intensiv das innere Gefängnis, in das sie sich hineingeredet haben. Verzweiflung ist das Endergebnis.

Die Zuversicht ist da anders.
Sie ist auch nicht mehr als eine innere Haltung. Doch sie drückt Gottvertrauen aus, indem sie auf die guten Dinge schaut, die ja selbst in der Krise zu finden sind.
Zuversicht erwartet stets das Eingreifen Gottes in irgendeiner Form.
Und Gott belohnt diese Herzenshaltung! Das Wort "belohnen" im Urtext bedeutet Bezahlung einer Arbeit. Gott "bezahlt" dich für Zuversicht. Daran sieht man, wie wichtig ihm diese Haltung ist. Sie ist sprengt Gefängnisse, bringt Licht, weiß, daß auch Probleme mal ein Ende haben, sie hält alles Gute für möglich, aktiviert Glauben, gibt Geduld und läßt uns überwinden.

1999 flog ich im Februar nach Istanbul, wo ich in einer Gemeinde mit Bibelschule predigen sollte. Es war krachkalt und hatte geschneit. In der Türkei! Die Straßen waren vereist und ich kam nach Mitternacht an.
Der dortige Prediger holte mich ab und wir fuhren zurück in seine Wohnung. Das heißt, wir versuchten es. Zunächst eierten wir recht erfolgreich herum. Doch an einer Steigung ging dann gar nichts mehr. Wir kamen weder vorwärts noch zurück, und die Rutscherei wurde gefährlich.
Es war, wie gesagt, kalt, und die Aussicht, die Nacht bei Minustemperaturen im Auto zu verbringen und sofort im Anschluß in einer Bibelschule zu sprechen war nicht verlockend.
Also beteten wir, daß es weitergehen möge.
Dann blickten wir zuversichtlich zum Fenster hinaus.
Und es tat sich gar nichts.
Dennoch blieben wir zuversichtlich.
Und die Nacht finster.
Und die Straße eisig.
Bis wir beide nach einigen Minuten ein Rinnsal erkannten, das dabei war, im Zeitlupentempo die Straße herunterzukriechen. Es hielt prompt auf unseren linken Vorderreifen zu. Mein Freund startete den Wagen und tatsächlich: das Rinnsal mußte warm sein, denn die dünne Eisschicht darunter war geschmolzen. In seiner Spur ruckelten und zuckelten wir den Berg hinauf. Oben angekommen, ging alles leichter. Eine Stunde später lag ich in einem warmen Bett. Glory.
Wir hatten wunderbare Tage in Istanbul.

Zuversicht.
Eine echte Alternative.

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