Wasser statt Blut?

"Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Johannes trat auf und taufte in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden."
Markus 1, 1+4

Das Evangelium Jesu begann nicht mit Jesus, sondern mit Johannes dem Täufer. Er predigte das unmittelbar bevorstehende Kommen des Christus und noch etwas: Die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.
Uns ist nicht bewusst, wie revolutionär dieses Konzept war.
Denn gemäß dem Gesetz des Mose, zusammengefasst in Hebräer 9,22, gibt es ohne Blutvergießen keine Vergebung. Ein unschuldiges Leben muss für das eines Schuldigen hingeben werden. Deswegen bekleidete Gott Adam und Eva mit den Fellen von Tieren, deswegen opferte Abel von den Erstlingen seiner Herde und wurde das Passahlamm geschlachtet. Deswegen setzte Mose die ganzen Schlachtopfer ein, die auf dem Altar vor der Stiftshütte, bzw. im Tempel dargebracht werden mussten.
Und nun kommt einer, der sich das Blut spart und stattdessen Wasser predigt.
Die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.
Das war gegen alles, was Mose vorgeschrieben hatte.
Vergebung ohne Blut?
Unmöglich.
Warum tat der Mann das? Er brachte sich damit ja selbst in Schwierigkeiten mit dem religiösen Establishment.
Der Sohn des Zacharias war jedoch kein religiöser Revoluzzer, sondern ein Mann Gottes. Der letzte der alten, vollmächtigen Propheten. Ein Mann wie Jesaja, Jeremia, Hesekiel oder Daniel. Er predigte die Taufe, weil Gott ihm das so aufgetragen hatte.
Taufen bedeutet untertauchen (und wieder hochholen).
Johannes ging mit seiner Taufe weit vor Mose zurück.
Bis zu Noah.
Unter Noah starb der verdorbene Teil der Menschheit und nur seine Familie tauchte aus dem Wasser unbeschadet wieder auf. Mit ihr begann die Menschheit von neuem. Diesen Gedanken des Todes des alten Menschen und des neuen Anfangs nach der Flut greift Johannes auf, wenn er die Taufe der Buße predigt.
Buße bedeutet nämlich Umdenken.
Es hätte den Leuten zu Noahs Zeiten enorm geholfen, wenn sie umgedacht hätten. Stattdessen vertrauten sie möglicherweise auf das Ritual des Opferns, nach dem Motto: Heute sündige ich, morgen opfere ich, dann passiert mir nichts. Übermorgen sündige ich dann wieder. Gott ist jedoch kein Vergebungsautomat. Er will von seinen Anbetern keine einfach so dahingeopferten Lämmer, sondern einen Lebensstil, der ihm gefällt.
Johannes predigte klar und deutlich: Wenn ihr euer Denken nicht ändert und auf Gott ausrichtet, dann werdet ihr zugrunde gehen. Da könnt ihr opfern, soviel ihr wollt. Gott will euer Herz, ohne hat euer Opfer keinen Wert. Wer gegen umdenkt, seine Sünden bekennt und sich zum Zeichen seiner Umkehr taufen lässt, der bekommt Vergebung. Ganz ohne Tieropfer, "die im Gewissen den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst ausübt." (Hebräer 9,9). Denn das einzige Blut, auf das es wirklich ankommt ist das des Christus und der wird sich um sein Opfer selber kümmern. Das müssen wir nicht darbringen. Das macht er am Kreuz.
Umdenken zur Vergebung der Sünden: Das war neu.
"Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und alle Einwohner Jerusalems, und sie wurden im Jordanfluß von ihm getauft, indem sie ihre Sünden bekannten." (Markus 1,5).
Wunderbar. So wurden sie bereit für das Auftreten des Christus.  
Doch eine Taufe ohne Sündenbekenntnis, (für Christen: ohne Bekehrung), ist auch nur ein leeres Ritual. Denn Jesus, der die Taufe bekanntlich bis heute beibehalten hat, sagt: 

"Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden. Wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden." (Markus 16,16).

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