Hunde und Löwen

"Ein lebendiger Hund ist besser dran als ein toter Löwe."
Prediger 9, 4

Die Juden verstanden sich einst als die Löwen von Juda, stolz und auserwählt. Doch zur Zeit Jesu hatten sie sich so sehr von Gott entfernt—trotz aller äußerlichen Religiosität—dass der sie in die Hand der römischen „Hunde“ auslieferte. Denn alle Nichtjuden galten den damaligen Juden als heidnische Hunde. (Heute ist das völlig anders).
In gewisser Weise herrschten die Hunde also über die Löwen.

Als Jesus einmal in Syro-Phönizien in Urlaub machte, schrie eine Kanaanäerin hinter ihm her, die wollte, dass er ihre Tochter heilt, die schlimm besessen war.
Doch Jesus antwortete ihr nicht ein Wort.
Seinen Jüngern ging das Geschrei der Frau auf die Nerven und sie forderten ihn auf, sie doch bitte endlich abzufertigen. Doch er sagte, „Ich bin nun gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“
Was meint er damit?
Die Frau war keine Israelitin. Sie stammte von den Kanaanitern ab. Kulturell war sie eine Griechin. Auch lebte sie nicht in Israel. Sie hatte keinen Bund mit Gott. Die Bundesverheißungen der Heilung aus 5 Mose 28 galten nicht für sie. Es war nicht klar, ob sie überhaupt an den Gott Israels glaubte und ihm anhing oder ob sie eine verzweifelte Mutter war, die Heilung für ihre Tochter wollte, egal aus welcher Quelle.
Es ist hart, wenn man im Gebet jammert und schreit und Jesus einem nicht ein Wort antwortet.
Doch die Geschichte ging ja gut aus. Was also geschah als nächstes?
Die Frau lässt sich nicht abwimmeln. Vielmehr wirft sich vor ihm nieder und wiederholt ihr Anliegen.
Und als sie sich niederwirft, spricht Jesus.
Das Wort niederwerfen, im griechischen Urtext proskyneo, wird normalerweise mit anbeten übersetzt. Anbetung schließt Türen auf.
Hast auch du schon einmal Gott die Ohren vollgejammert und keine Antwort bekommen?
Es ist so: im Jammern steckt kein Glaube. Wer jedoch trotz großer Probleme noch immer in der Lage ist, Gott für das Gute, das er in der Vergangenheit getan hat, zu loben, der befindet sich noch immer im Glauben. Und es ist der Glaube, der Gott die Tür öffnet.
Die Frau betet Jesus also an und was macht der?
Er sagt, „Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen.“ (Lukas 15, 26). Er nennt Heilung das Brot der Kinder und impliziert, dass dieses Brot den Kindern vorbehalten ist und nicht den (heidnischen) Hunden.
Man kann es drehen und wenden wie man will: das ist ein hartes Wort.
Der Vorteil dieser Frau war, dass sie keinen Löwenstolz hatte. Wir sehen keinen Egoismus und kein Geltungsbedürfnis. Keine verletzte Ehre. Sie hatte kein Problem damit, in seinen Augen und in ihren eigenen niedrig zu sein.
Im Gegenteil.
Sie akzeptierte das Wort Jesu, das sie sehr wohl verstand. Sie war in der Tat keine Löwin, sondern ein Hund. Kein Kind des Bundes, sondern eine Kanaanäerin. Doch sie glaubte an den Gott Israels und an seinen Messias, und so konstruierte sie aus dem Wort Jesu glaubensvoll eine Verheißung: „Ja, Herr; doch es essen ja auch die Hunde von den Krumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen.“
Ich bin vielleicht ein Hund, sagte sie, doch ich bin Gottes Hund, und deshalb fällt für mich auch was ab vom Tisch des Bundes. Sie wollte gar nicht das ganze Brot. Sie glaubte an die Kraft von Krümeln.
Es war der Glaube ihn ihr, der hier sprach.
Und Jesus war begeistert. „O Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst.“ (Vers 28).

Was verhalf der Frau zur Erhörung? Es waren drei Dinge:
1. Anbetung.
2. Eine Verheißung, die zu ihr sprach und die sie Gott vorlegte.
3. Die Zusage Jesu.
Nachdem er gesprochen hatte, hatte sie innerlich Frieden. Sie war durchgebrochen.
Was ihr nicht half, war ihr erstweiliges Jammern.

"Junglöwen darben und hungern, aber die den HERRN suchen, entbehren kein Gut." (Psalm 34, 11).

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