Arm im Geist?
"Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das
Reich der Himmel."
Matthäus 5, 3.
"Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes."
Lukas 6, 20.
„Pastor, Armut ist doch etwas Schlechtes. Warum nennt Jesus
die Armen glückselig? Und was genau ist ein Armer im Geist?“
Natürlich ist Armut ein Fluch und kein Segen.
Die Armen haben gegenüber den Reichen aber einen geistlichen
Vorteil: Sie sind unbelastet von den Sorgen, die der Mammon mit sich bringt. Sie
kleben nicht an der Scholle. Sie sind flexibel. Wenn Jesus sie in die Nachfolge
ruft, dann kommen sie, denn sie haben nichts zu verlieren.
Zumindest war das bei mir so.
Zumindest war das bei mir so.
Bei Reichen ist das nicht immer sicher, wie Matthäus 19, 24
zeigt, wo ein reicher junger Mann Jesus stehen ließ, als der zu ihm sagte, „Gib
alles weg und komm und folge mir nach.“ Als er wegging, sagte Jesus den
berühmten Satz: „Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als
daß ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.“ Geld ist nämlich (für sehr
viele) ein prima Gottesersatz.
In Lukas 14 ist Jesus bei einem Obersten der Pharisäer zum
Essen eingeladen. Dort ruft jemand, „Glückselig wer Brot essen wird im Reich
Gottes!“ (Man beachte die Ähnlichkeit des Ausrufs mit der Seligpreisung aus
Lukas). Der Herr ergreift die Gelegenheit beim Schopf und bringt sofort ein
Gleichnis, (das den Vorteil hat, die Seligpreisung auch gleich korrekt auszulegen).
In dem Gleichnis geht es um einen Menschen, der ein großes Gastmahl machte und
viele einlud.
Doch als es soweit war, wollte keiner der Geladenen kommen.
Der eine behauptete, einen Acker gekauft zu haben, den er
nun besehen müsse. (Eine Ausrede! Denn welcher Doldi kauft einen Acker ohne ihn
vorher angeschaut zu haben?) Der Mann war nicht arm, er konnte sich einen Acker
leisten. Und nun stand sein Besitz zwischen ihm und der Teilnahme am Gastmahl. Wäre
er arm gewesen, wäre er garantiert gekommen. Die Armen lieben Gratisfestmahle.
Zwei weitere Kandidaten hatten genauso lausige Ausreden.
Mit zornrotem Kopf beschloss der Gastgeber, die Geladenen,
die sein Mahl verschmähten, wieder auszuladen und seine Leckerbissen anderen zu
geben.
Wem?
Er „sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die
Straßen und Gassen der Stadt und bringe die Armen, usw. herein!“ (Lukas 14,
21). Da haben wir sie wieder!
Die Armen.
Der Gastgeber im Gleichnis ist natürlich Gott, das Gastmahl
ist Jesus, bzw. sein Dienst, bzw. das Reich Gottes. Die Armen folgten Jesus in
großen Mengen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer lehnten Jesus größtenteils ab.
Warum?
Die Pharisäer verhöhnten ihn, weil sie reich und geldliebend
waren. (Lukas 16, 14). Sie waren bereits besetzt. Den Platz, den Gott in ihrem
Leben haben sollte, den hatte ihr Besitz inne. Sie waren an materiellen Dingen
mehr interessiert als an geistlichen. Sie waren nicht arm. Wären sie arm gewesen,
hätten sie sich Jesus vielleicht zugewendet.
Wohlstand hat also auch problematische Seiten.
Er kann geistlich lähmen.
Muss er aber nicht.
Und hier kommen die Armen im Geist ins Spiel.
Was ist ein Armer im Geist?
Das ist ein Reicher, der sich eine gesunde Distanz zu seinem
Besitz bewahrt hat. Ein Wohlhabender, der noch auf Gott reagiert. Jemand, dem
Gottes Festmahl wichtiger ist als ein neuer Acker. Zachäus zum Beispiel, oder
Josef von Arimathäa, oder Martha und Maria, oder Lydia von Thyatira. All diese
Leute wussten sich Gott mehr verpflichtet als ihrem Geld.
Gleich nach dem Essen beim Pharisäer (und dem Gleichnis vom
Gastmahl, in dem die Reichen sich selbst von der Teilnahme disqualifiziert
haben, (indem sie nicht hingingen)), zieht Jesus weiter und wendet sich an die
ihm nachfolgende Volksmenge. Er spricht über die Bedingungen der Nachfolge und
die gipfeln in diesem Satz:
"So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt,
was er hat, mein Jünger sein." (Lukas 14, 33).
Allem entsagen heißt nicht zwingend, alles weggeben. Es
bedeutet vielmehr, bereit zu sein zu gehen und sich vom Mammon nicht behindern
zu lassen, wenn Jesus mit einem Auftrag kommt. Die Bereitschaft, notfalls alles
wegzugeben, ist schon vorhanden. Tatsächlich alles wegzugeben wird in den
seltensten Fällen nötig sein. Barnabas hat dies freiwillig getan, bevor er zu
seiner Apostelmission aufbrach. König David hat seinen gesamten Besitz für den
Bau des Tempels gestiftet, den sein Sohn Salomo dann errichtete.
Außerdem greift Jesus das Gleichnis auf, das er direkt im
Anschluss an die Seligpreisungen in Matthäus ebenfalls bringt: "Das Salz
nun ist gut. Wenn aber auch das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es
gewürzt werden? Es ist weder für das Land noch für den Dünger tauglich; man
wirft es hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre." (Lukas 14, 34-35).
Falsch verstandener Wohlstand kann fade machen. Spätestens dann ist er in Gefahr.
Falsch verstandener Wohlstand kann fade machen. Spätestens dann ist er in Gefahr.
So verhält sich das mit den Armen.
Und den Armen im Geist.
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