Die Nation und das Selbstbestimmungsrecht der Völker

"Als der Höchste den Nationen das Erbe austeilte, als er die Menschenkinder voneinander schied, da legte er fest die Grenzen der Völker."
5 Mose 32, 8.

Weil man Nationalismus zur Zeit mit dem Aufstieg der faschistischen Diktatoren im 20. Jahrhundert assoziiert, hat das Wort einen schlechten Beigeschmack und wird gern mit Rassismus in Verbindung gebracht. Nationalismus hat aber mit Faschismus nichts zu tun. Nationen mit Grenzen drumherum sind vielmehr Gottes Idee.

Die moderne Nationalstaatsidee entstand in England und wurde in Amerika ausbuchstabiert. Sie besagt folgendes: Die Nation gehört dem Volk, nicht der Krone, dem Präsidenten oder dem Kanzler. Das Volk ist der Souverän, nicht der König. Der König dient dem Volk und nicht umgekehrt.
In einer Nation sind vor dem Gesetz alle Bürger gleich. Selbst Herrscher und Privilegierte müssen sich dem Recht beugen.
In einer Nation können Bürger aufsteigen, aber auch absteigen. Zugehörigkeit zu einem Stand oder einer Familie garantieren keine immerwährenden Privilegien. Ständische Privilegien werden nicht vererbt, sondern müssen stets durch Leistung neu erworben werden.
Entsprechend wurde die Macht der Könige in den Nationalstaaten beschnitten und dem Volk mittels Parlament ein Gesetzgebungsrecht verschafft. In den Vereinigten Staaten gab es sogar von Anfang an einen Ausgleich der politischen Kräfte, indem man Regierung, Gerichtsbarkeit und Parlament strikt voneinander trennte und allen drei Regierungszweigen Ebenbürtigkeit zugestand.
Das war damals sensationell.
Das und die freie Presse.
Die Bürger einer Nation lehnen fremden Einfluß grundsätzlich ab und haben keine Lust, sich von Ausländern regieren zu lassen. Sie wollen sich selber regieren.
Eine multikulturelle Patchworknation, also das Nebeneinander von vielen verschiedenen Kulturen auf engstem Raum, erscheint ihnen nicht als Bereicherung. In der Geschichte hat das auch nie geklappt. Noch jedes multilinguale Völkergefängnis Großreich ist wieder in seine Einzelteile zerfallen.
Seit 1900 ist die Anzahl der Nationen in der Welt von 50 auf 193 angewachsen. Dazu hat es einen gewaltigen Demokratisierungsschub gegeben.
Der deutsche Faschismus war mithin eine Travestie der Nationalstaatsidee. Sie hat unser Verhältnis zu unserer Vergangenheit und zu bestimmten  Begrifflichkeiten nachhaltig gestört.
Patriotismus blickt zurück aufs positive Erbe der Nation und will es bewahren.
Ein biblisch illuminierter Nationalgedanke blickt in die gemeinsame Zukunft der Bürger, glaubt an seinen gottgegebenen Auftrag, friedlich einen positiven Beitrag zum Menschheitswohlbefinden zu leisten und hält die prinzipielle Grenzenlosigkeit einer bunten Internationale für die falsche Idee.
Das Wort „Nation“ ist also nicht per se schlecht. Wir sind als Christen sogar „ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat.“ (1 Petrus 2, 9).
Ich halte ja eine biblisch-christliche Nation für die beste aller irdischen Welten.
Doch welche Nation hat heute noch die Nachfolge Christi als Staatsziel vor Augen?

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