Reformation Now!
"Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie
vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie ihm behalten."
Johannes 20, 23.
Vor mehr als 500 Jahren entdeckte der Bischof von Rom die
obige Schriftstelle als Geschäftsmodell. Er als Stellvertreter Christi auf dem
Stuhl Petri hatte die Macht, Sünden zu vergeben. Diese Vergebung konnte man
sich in Form von Ablassbriefen käuflich erwerben.
Sehr praktisch, nicht?
Der Papst brauchte damals dringend Geld, da er mit dem Bau
des Petersdoms beschäftigt war und Raffael, Michelangelo und Kollegen schließlich
bezahlt werden wollten. Was lag da näher, als das Seelenheil käuflich zu
machen?
Strenggenommen verkaufte der Papst nicht das Seelenheil,
sondern nur eine Minderung der Strafe für Sünden, eine Verkürzung des
Aufenthalts im Fegefeuer.
Nun spricht die Bibel zwar ausführlich über Himmel und Hölle
und wie man dort hingelangt. Von einem Fegefeuer steht jedoch nirgends etwas.
Schon gleich gar nicht davon, dass man sich aus diesem Feuer herauskaufen kann.
Auch das Wort "Papst" kommt in der Bibel nicht vor, noch wird
irgendwo gesagt dass der Bischof von Rom der Nachfolger Petri sei oder gar der
Stellvertreter Christi. (Laut 1 Petrus 2, 9 sind alle Christen Könige und
Priester). Doch die Ängste der Menschen damals waren groß und die Botschaft der
Bibel im Volk unbekannt, und so klingelte so manche Münze im Kasten der
Ablasshändler.
Martin Luther war das ein Dorn im Auge.
Der Augustinermönch aus Eisleben kannte sich aus mit der
Angst um das Seelenheil, hatte er doch selbst gewaltig unter seiner Verdammnisgewissheit
gelitten. Keine Wallfahrt, kein Ablassbrief und keine Bußübungen konnten ihr
abhelfen. Luther war verzweifelt.
Eines Tages saß der junge Professor in seinem Arbeitszimmer
im Südturm des Augustinerklosters zu Wittenberg und las die Bibel. Er las sie
bedächtig, langsam, nachdenklich, wie Gott dies Josua, dem verunsicherten Nachfolger
Moses, aufgetragen hatte. (Josua 1, 8: „Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von
deinem Mund weichen, und du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du
darauf achtest, nach alledem zu handeln, was darin geschrieben ist. Denn dann
wirst du auf deinen Wegen zum Ziel gelangen, und dann wirst du Erfolg haben.“)
Und da passierte es!
Während er Römer 1, 16-17, josuamäßig nachsinnend, auf sich
wirken ließ, traf ihn ein innerer Blitz, eine unerwartete Erleuchtung: Das
Evangelium ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden. Der Gerechte wird durch
Glauben leben!
Nicht Bußübungen, Geldzahlungen oder Wallfahrten machten den
Menschen annehmbar für Gott, sondern der Glaube an das vollbrachte
Erlösungswerk Jesu Christi.
Die Erlösung war ein Geschenk, kein Geschäft.
Seine Verdammnisgefühle waren weggeblasen, große Freude und
Heilsgewissheit zogen ins Herz Luthers ein. Er glaubte Gottes Wort. Die
Erlösung war wirksam geworden. Er war gerettet.
Bald darauf schrieb er 95 Thesen über den Glauben und gegen
den Ablasshandel auf einen Bogen Papier, schnappte sich Hammer und Nägel und
klopfte heute vor 500 Jahren sein Thesenpapier an die Tür der Schlosskirche in
Wittenberg—nicht bevor er sie an den Erzbischof geschickt hatte, der Ablässe verkaufte,
um mit dem Geld seine Schulden bei den Augsburger Fuggern zu bezahlen.
Weder der Erzbischof noch der Papst waren sonderlich
begeistert über die große Gewissensfestigkeit des zur biblischen Lehre
zurückkehrenden Mönchleins. Doch das Wort Gottes wurde wieder verkündigt und
trat seinen neuerlichen Siegeszug um die Welt an.
Und so ist es bis heute.
"Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und
predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer gläubig geworden und getauft
worden ist, wird errettet werden. Wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.
Jene aber zogen aus und predigten überall, während der Herr
mitwirkte und das Wort durch die darauf folgenden Zeichen bestätigte."
(Markus 16, 15-16 + 20).
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