Die Bibel hat Deutsch geprägt—und Hindi und Urdu, und Bengali!
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das
Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und
ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“
Johannes 1, 1-3.
Dieses Jahr ist Lutherjahr und jeder weiß, dass die
Bibelübersetzung Martin Luthers die deutsche Sprache entscheidend geformt hat.
William Tyndale und nach ihm die sogenannte Genfer Bibel erfüllten eine
ähnliche Aufgabe für das Englische. (Die Genfer Bibel ist eine englische
Übersetzung). Was mir jedoch vollkommen unbekannt war, ist die Tatsache, dass
auch das moderne Urdu, die Sprache Pakistans, und Hindi, die Nationalsprache
Indiens, von britischen Bibelübersetzern erst zu H
ochsprachen gemacht wurden!
Vor den Briten hatten die Moslems Indien beherrscht und die
hatten keinerlei Interesse an den örtlichen Dialekten. Für die Herrscher ist es
nicht schlimm, wenn die Beherrschten die Sprache ihrer Herrscher nicht
verstehen. Die Untertanen sollen ja nicht an Beschlussfassungen mitwirken—schon
gar nicht sollen sie die infrage stellen—sondern einfach nur tun, was ihnen
gesagt wird.
Die britischen Christen waren da anders.
Reverend Henry Martyn (1781-1812) hat aus Arabisch, Persisch
und den Dialekten um Delhi in Nordindien herum das moderne Urdu geschmiedet. Reverend
Gilchrist und der missionarische Linguist Reverend Kellogg entwickelten hingegen
das moderne Hindi zur Literatursprache.
Natürlich gab es da noch die sagenhafte Sprache Sanskrit,
von der man sagt, sie befinde sich linguistisch auf allerhöchstem Niveau. Doch
dies war die Sprache der Brahmanen, und die Brahmanen teilten sie mit
niemandem, nicht einmal mit ihren Frauen. Schon gleich gar nicht mit Nicht-Brahmanen.
Die Religion der Brahmanen verlangt von ihnen, ihre nächsten Nächsten als
Unberührbare zu betrachten und zu behandeln. Das von nur wenigen Männern verstandene
Sanskrit war ein Mittel, die Menschen auf Distanz zu halten, auf Distanz zum Wissen.
Denn Wissen ist Macht.
Und die wurde nicht geteilt.
Es waren britische Christen, die den Sprachen Südasiens ihre
Grammatik und ihre Schrift gaben. Bibelübersetzer arbeiteten jahrzehntelang,
nicht um gute Untertanen des Britischen Raj zu produzieren, sondern um die
Menschen dort zu Kindern Gottes zu machen.
Vor fast genau 20 Jahren war ich zum ersten Mal in Indien
und dort unter anderem in der Stadt Nagpur. Ich predigte dort vor rund 1000
Leuten in einem ehemaligen Hindutempel. Der Götze war zugedeckt, die Om-Zeichen
befanden sich noch an der Wand...
Nun lese ich, dass ein Gelehrter aus Bombay der Universität
von Nagpur eine 700-seitige Doktorarbeit vorgelegt hat, in der er nachweist,
dass diese britischen Bibelübersetzer sage und schreibe 73 moderne
Literatursprachen Indiens erschufen. Zu diesen gehören die Nationalsprachen von
Indien, Pakistan und Bangladesch (Bengali). Fünf brahmanische Gelehrte haben
das Werk untersucht und dem Verfasser dafür einen Doktor der Philosophie
verliehen. Zudem empfahlen sie, das Buch jedem indischen Studenten der
Linguistik als Pflichtmaterial vorzulegen.
Das Bedürfnis, Asiaten die Bibel zu verklickern, hat die
Sprachen Urdu, Hindi und Bengali in ihrer modernen, massentauglichen Form hervorgebracht!
Alle Achtung.
Wie gesagt, das Ziel der Missionare war nicht, gute Diener,
die ein wenig Englisch konnten, für das britische Reich zu produzieren. Vielmehr
ging es ihnen darum, den Geist und den Verstand dieser Leute zu kultivieren. Denn
die biblische Erlösung setzt Worte voraus, die verstanden und geglaubt werden
müssen. Heutzutage geht die Saat auf: Große Mengen von Menschen in Südasien wenden
sich dem Christentum zu.
Und wir helfen mit, in dem wir dort tätige Missionare
unterstützen.
„Der Glaube kommt aus dem Hören und das Hören aus dem Wort
Gottes.“ (Römer 10, 17).
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