Alle Vögel singen in Dur

„Die Junglöwen brüllen nach Raub, sie fordern von Gott ihre Speise.“
Psalm 104, 21.

In einem Busch nahe bei unserem Haus hat ein Vogelpaar ein Nest gebaut, so niedrig, dass man bequem hineinschauen kann.
Letzte Woche lagen blaue Eier darin, dann blinde und nackte Junge mit riesigen Schnäbeln. Gestern schauten sie mich bereits mit schwarzen Augen an. Erste Federn waren ihnen auch gewachsen. Die Schnäbel waren immer noch riesig.
Heute ist das Nest leer—bis auf ein nicht genau definierbares Körperteil. Eine Klaue oder ein Stück Schnabel.
Vermutlich war es eine Elster oder ein Eichelhäher.
Vielleicht auch ein Marder oder ein Eichhörnchen (jaha, auch diese putzigen Gesellen fressen Gelege).
Oder eine Krähe.
Oder eine Katze.
Iltisse klettern nicht, sonst hätte sie einer von denen gefressen haben können.
Ein Wiesel vielleicht? Gar ein Mauswiesel, das kleinste Landraubtier der Welt?
Waschbären habe ich zwar auch schon gesehen, ich denke aber nicht, dass es einer von denen war. Habicht, Eule oder Kauz werdens wohl auch nicht gewesen sein.
Bei den vielen Fressfeinden ist es direkt ein Wunder, dass überhaupt noch Vögel hochkommen. Doch das tun sie.
Das Amselpaar hopst weiter in unserem Garten herum—und singt weiterhin in Dur, obwohl es viel Arbeit investiert hat, viel Futter gesammelt hat, und alles buchstäblich für die Katz war. Ich vermute, die beiden werden sich an die Arbeit machen und ein Nachgelege produzieren. Vögel lassen sich von solchen Rückschlägen nicht entmutigen. Die Natur ist eben so.
„Seht hin auf die Vögel des Himmels …“ (Matthäus 6, 26).
Wir sollten uns diese vorbildliche Haltung zu eigen machen, dranbleiben, und nach Rückschlägen nicht so leicht aufgeben.

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