Über die Notwendigkeit von Dornbuscherlebnissen
„Und alle Söhne Israel murrten gegen Mose und gegen Aaron,
und die ganze Gemeinde sagte zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten
gestorben, oder wären wir doch in dieser Wüste gestorben.“
4 Mose 14, 2.
„Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war,
ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen.“
Hebräer 11, 24.
Wir haben es bei Mose und Israel mit einem Paradox zu tun.
Wir erinnern uns: Die Israeliten waren die Sklaven Ägyptens.
Sie wurden ausgebeutet, getriezt, übervorteilt und geschunden. Und obendrein
schlecht behandelt. Dennoch blickten sie innerlich ständig nach Ägypten zurück,
nachdem sie es erst einmal verlassen hatten. Die Sklaven sehnten sich nach der
Knute.
Das verstehe wer will.
Mose hingegen, der in Ägypten in königlichem Luxus gelebt
hatte, verschwendete nicht einen Gedanken an die Vergangenheit. Nie wollte er
zurück. Er plagte sich lieber mit seinem schwierigen Volk herum.
Warum?
Die einen verloren ihre Ketten und wollten sie zurück.
Der andere verließ sein Rosenbett wollte es nie zurück.
Wie gibt's das?
Wohl deswegen, weil Mose eine intensive persönliche
Begegnung mit Gott gehabt hatte, damals in der Wüste, am Sinai, wo plötzlich
ein Busch brannte ohne zu verbrennen. Und wo Gott zu ihm gesprochen und ihm eine
konkrete Aufgabe gegeben hatte.
Israel als Volk sah zwar gewaltige Zeichen und Wunder, etwa
die Plagen, die über Ägypten kamen, die Teilung des Roten Meeres, das
Herabsteigen Gottes auf den Sinai und vieles mehr. Doch sprachen diese Dinge
offensichtlich nicht zu ihrem Herzen, so dass Gott ihnen zwar nahe war, diese
Nähe sich jedoch nicht in einer persönlichen Beziehung niederschlug. Statt
glaubensvoll in die Zukunft zu blicken, blickten sie wehmütig in die
Vergangenheit. Sie rechneten nicht mit Gott und verklärten ihre Sklaverei.
Es wäre schön, wenn jeder Mensch ein Dornbusch-Erlebnis in
seinem Leben hätte. Doch Begegnungen mit Gott kann man nicht erzwingen.
Was also tun?
Man kann Gott um eine Begegnung bitten—vor allem, wenn man
sich noch nicht sicher ist, wer oder wo er ist.
Als sich so um die 15 Jahre alt war, schnappte ich mir aus
irgend einem Grund meine Konfirmationsbibel, las ein wenig darin, und sagte
dann, Jesus, wenn es dich gibt, dann erscheine mir doch gerade jetzt. Das
meinte ich absolut ernst. Für den Jesus der Bibel war das außerdem ein Klacks.
Schließlich war er nicht nur auf dem Wasser gegangen, hatte Brot und Fische
vermehrt, aus Wasser Wein gemacht, hatte Unzählige geheilt, sondern war auch
aus den Toten auferstanden. Und danach seinen Jüngern erschienen. Und nicht nur
einmal.
Ich betete also ernsthaft darum, dass Jesus mir doch bitte
erscheinen möge.
Und er kam tatsächlich.
Allerdings erst vier Jahre später.
Bis es soweit war, machte ich ziemlich viel Blödsinn.
Wahrscheinlich weil ich desillusioniert war, da er mir nicht auf Anhieb
erschienen war. Auch als ich 19 war erschien er mir nicht wie ein Mensch von
Angesicht zu Angesicht, sondern anders. Die Wirkung war jedoch durchschlagend.
Seit dem glaube ich nicht nur, dass Jesus existiert: Ich
weiß es. Ich bin überführt von einer Tatsache, die man nicht sieht. (Hebräer
11, 1).
D. h., man sieht sie schon. Man muss nur Augen dafür haben.
Der Wind weht, wo er will. Den Wind selbst sieht man nicht, seine Auswirkungen hingegen
sehr wohl. Da raschelt das Laub an den Bäumen und im Extremfall erheben sich
sogar Häuser in die Luft.
So hat auch Jesus Auswirkungen.
Man kann das am Leben von Mose studieren.
Wie es nicht geht, kann man am alten Israel studieren.
Zu welcher Gruppe gehörst du?
Kommentare
Kommentar veröffentlichen