Pfingsten heute: Einwände gegen die Geistestaufe und Einwände gegen die Einwände

„Pastor, der Teil von Markus 16, in dem steht, „Sie werden in neuen Sprachen reden“ als eines der Zeichen, die den Gläubigen folgen werden, wurde dem Buch später hinzugefügt.“

Dieser Einwand ist recht weit hergeholt.
Es stimmt zwar, dass einige Manuskripte Markus 16,9-20 auslassen, viel mehr beinhalten sie jedoch. Selbst in der lateinischen Vulgata von Hieronymus stehen diese Verse. Die Kirchenväter zitieren sie bereits im 2. Jahrhundert. Außerdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass der powervolle Evangelist Markus sein Buch mit den Worten „denn sie fürchteten sich“ beendet hätte. Da lachen doch die Hühner.

„Also gut, wenn Markus 16,9-20 echt ist, dann müssen Christen auch Schlangen aufheben, oder nicht? Steht doch da: Sie werden Schlangen aufheben. Vers 18.“

Nirgendwo im neuen Testament lesen wir, dass die Apostel oder sonst irgendwelche Jünger umhergegangen wären und nach Belieben Schlangen aufgehoben hätten. Paulus wurde in Apostelgeschichte 28 3-5 zwar von einer Schlange gebissen, doch er hat sie nicht herumgewirbelt um allen zu zeigen was für ein toller Gläubiger er war, sondern schüttelte sie ab ins Feuer. Gott schützte ihm vor ihrem tödlichen Biss und er kam nicht zu Schaden.

Der einzige, der in der Bibel Schlangen aufgehoben hat, war Mose.
Gott hatte seinen Stab in eine Schlange verwandelt. Als Mose sie am Schwanz packte, wurde sie wieder zu einem nützlichen Hirtenstab. (2. Mose 4,4). Für mich hat diese Passage, genauso wie die in Markus 16 in diesem Fall, auch eine symbolische Bedeutung. 
Der Mensch als solcher symbolisiert den Staub.
Der fiel Gott im Sündenfall aus der Hand und verwandelte sich in eine üble Natter. Doch wenn der Gläubige sich bekehrt, dann nimmt Gott ihn wieder in die Hand und er verwandelt sich zurück in einen nützlichen Gegenstand. Für mich spricht diese Schlangenangelegenheit von der neuen Geburt, die diejenigen in dem Moment erfahren, indem sie beginnen, an Jesus zu glauben.

„Aber die Apostel und anderen Sprachenredner haben an Pfingsten nicht in unbekannten Sprachen geredet, sondern wurden von den Zuhörern verstanden. Sollte das dann nicht heute noch genauso sein?“

Am Tag der Pfingsten haben Menschen aus 17 Sprachen gehört, was die 120 sprachen und haben es verstanden. Doch ob alle alles verstanden, bleibt dahingestellt. Zu späteren Zeiten jedenfalls blieben die Sprachen meistens unverständlich. Paulus sagt in 1. Korinther 14,2 auch: „Wer in einer Sprache spricht, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott, denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.“
So sehen wir, wenn man nach Pfingsten in Sprachen redet, spricht man in erster Linie zu Gott und nicht zu anderen Menschen.

„Pastor, du predigst, dass alle in Sprachen beten sollten, die an Jesus glauben. Aber Paulus stellt in 1. Korinther 12 die Frage: „Reden alle in Sprachen?“ Das deutet doch an, dass dem nicht so ist, oder?“

Leute, die dieses Argument vorbringen, reden allesamt nicht in Sprachen. Was sie eigentlich meinen, ist: „In unseren Kreisen spricht niemand in Sprachen, und wenn bei euch alle in Sprachen reden, dann behaupten wir, dass da was nicht stimmt, nicht zuletzt um das Thema wieder loszuwerden.“
Dem ist entgegenzuhalten, dass Paulus hier nicht von dem Initialgebet beim Empfang der Geistestaufe spricht, sondern von einer der neun Geistesgaben, welche die Geistestaufe noch mit sich bringt, (und auf die wir hier nicht eingehen). Das Sprachenreden auf das er sich hier bezieht, ist eine Gabe, die in der Versammlung praktiziert wird, wo dann auch ein Ausleger dieser Sprachenrede gegenwärtig sein sollte. Hier ist nicht die Rede vom persönlichen Sprachengebet im stillen Kämmerlein.

Im Alten Testament gibt es eine Begebenheit, die an diese öffentliche Gabe erinnert. In den Tagen Belsazars erschien, als dieser gerade eine Orgie feierte, eine Schrift an der Wand, geschrieben vom Finger einer Menschenhand. Es waren die Worte „Mene, mene, tekel upharsin.“ Niemand konnte sie entziffern. Es waren Worte in einer unbekannten Sprache, die ich jedoch von Daniel dem Propheten, indem der Geist Gottes wohnte, ausgelegt werden konnten. Als der Prophet die Worte interpretierte, stellte sich heraus, dass es sich um ein Gerichtsurteil handelte. „Du bist gewogen worden und zu leicht befunden worden.“ (Daniel 5,27).
In jener Nacht starb Belsazar, der König der Chaldäer.

„Pastor, das Sprachenreden kann so wichtig nicht sein, denn Paulus erwähnt es nur in einem Brief. Wäre es so eine große Sache, wie du behauptest, dann würde Paulus doch öfter darüber geredet haben.“

Interessanter Gedanke.
Nach dieser Logik wäre auch das Abendmahl von geringer Wichtigkeit, da es nämlich tatsächlich nur in einem einzigen Brief, ebenfalls 1. Korinther, erwähnt wird—und an nur einer Stelle, Kapitel 11! Im Gegensatz dazu wird das Sprachenreden in demselben Brief mehr als 18 mal erwähnt, (wenn ich mich nicht verrechnet habe).

Paulus erwähnt das Sprachenreden jedoch auch noch an anderen Stellen in seinen Briefen. Nehmen wir Epheser 5,18 und Kolosser 3,16. Dort sagt Paulus „Berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voller Geist, indem ihr zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern redet und dem Herrn mit eurem Herzen singt und spielt.“

Eine starke Stelle ist außerdem Römer 8,26f: „Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt. Aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß.“
Im Licht von 1. Korinther 14 wissen wir, dass hier die Rede vom Sprachengebet ist.
Paulus erwähnt dieses Phänomen also durchaus öfter in seinen Briefen.
Wer Augen hat zu sehen, der sehe.

„Pastor, Paulus sagt, dass er in der Gemeinde lieber 5 Worte mit dem Verstand reden will als 10.000 in einer unbekannten Sprache. (1. Korinther 14,19). Predigen ist also 2000 mal besser als in Sprachen zu reden.“

Du musst diesen Vers im Kontext betrachten.
Paulus sagt in Vers 5, dass derjenige, der weissagt größer ist als derjenige, der in Sprachen redet, es sei denn dass er es auslegt, damit die Gemeinde erbaut werde. Und schon schaut die Sache ganz anders aus. Paulus sagt hier, dass ein öffentliches Zurschaustellen des Sprachengebets so überflüssig ist wie ein Kropf. Er spricht sich jedoch nicht gegen das private, persönliche Sprachengebet in deiner Zeit mit Gott aus.

„Pastor, die Zeit der Zeichen und Wunder und der übernatürlichen Phänomene ist vorbei. Ich bezweifle nicht, dass Gott, wenn er will, auf transzendente Weise immer mal wieder eingreift. Doch was du hier predigst, die unmittelbare Nähe Gottes, das zu erwarten erscheint mir doch recht vermessen.“

Der Teufel behauptet auch dauernd, die Zeit der Zeichen und Wunder wäre vorbei.
Doch der lügt.
Diese Zeiten sind überhaupt nicht vorbei. Nur weil wir in weiten Teilen unseres Landes wenig davon merken, heißt nicht, dass Gott sich zurückgezogen hätte. Manchmal erscheint mir das Argument, wir könnten Gott heute nicht mehr so erleben, wie in biblischer Zeit, wie ein billiges Argument, ihn nicht mehr suchen zu müssen. Tatsache ist jedoch: Jesus verändert sich nicht. Er ist gestern, heute und in Ewigkeit derselbe.
Wir verändern uns jedoch ständig.

„Pastor, wenn die Geistestaufe und das Sprachengebet so wichtig sind, warum tauchen sie dann in der Kirchengeschichte nicht weiter auf?“

Nun, das stimmt so nicht.
Auch in den Jahrhunderten nach Pfingsten hat sich dieses Phänomen erhalten. Sankt Augustin etwa, der bekannte Theologe, (dem ich beileibe nicht in allen Dingen zustimme), schreibt in seinem berühmten Buch Civitas Dei (Stadt Gottes): „Wir tun noch immer was die Apostel taten, als sie die Hände auf die Samariter legten und den Heiligen Geist auf sie herabriefen, indem sie ihnen die Hände auf legten. Es wird erwartet, dass die Bekehrten in neuen Sprachen sprechen.“

Chrysostomus, ein weiterer Kirchenvater, bezeugt die Geistesgaben auch in seinen Tagen.
In der Encyclopedia Britannica steht, dass die Glossolalie (Sprachenrede) in „christlichen Erweckungen in allen Zeitaltern, zum Beispiel unter den mendicant friars (Bettelmönchen) des 13. Jahrhunderts“ und vielen anderen Bewegungen vorhanden war.
Ich hab sogar mal gelesen, dass der heilige Franz Xaver in bemerkenswerter Weise in Sprachen gesprochen habe. So richtig bahngebrochen hat sich Pfingsten in unseren Tagen jedoch erst wieder in den großen Erweckungsbewegungen in Armenien und Kalifornien um das Jahr 1900. (Wobei man dazu sagen muss, dass die Armenier von russischen Christen diesbezüglich erweckt worden sind. Von wem die es wiederum hatten, verschwimmt im Nebel der Geschichte).

„Pastor, das Sprachengebet, wie ihr es praktiziert, ist vom Teufel. Es hat seine Quelle in dämonischer Aktivität!“

Dieses Argument werde ich nie verstehen.
Jesus höchstpersönlich sagte in Lukas 11,10: „Jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden. Wo ist unter euch ein Vater, den der Sohn um einen Fisch bitten wird—er wird ihm statt des Fisches doch nicht eine Schlange geben? Oder auch, wenn er um ein Ei bäte—er wird ihm doch nicht einen Skorpion geben? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel gibt, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“
Man muss schon sehr vernagelt sein, um einen Teufel zu erwarten, wenn man Gott um den Heiligen Geist bittet.

Damit soll es jetzt mal gut sein.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligenfiguren

Betrunken im Heiligen Geist

Bauerngebet zu Neujahr am 7.1.2024