Dein Selbstwertbefinden

Wir leben gegenwärtig in einer Therapiekultur, in der es stets um uns und unser momentanes Befinden geht. Härten glaubt man keinem mehr zumuten zu dürfen. Schon die Kinder in ihren Aufbewahrstätten und Schulen lernen, wie wichtig ihr Selbstwertgefühl ist und beschäftigen sich viel damit.

Dabei wird Selbstbewußtsein überschätzt.
Man kann wenig davon haben und dennoch ein Überwinder mit Gott sein.
Als Gott Mose nach Ägypten schickte, sagte der, "Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehen sollte?" (2 Mose 3, 11). Das zeugt nicht von überragendem Selbstbewußtsein. Eher vom Gegenteil.
Doch Gott sagte, "Ich werde ja mit dir sein" (Vers 12) und das ist der Clincher: Wenn Gott mit dir ist, dann lebst du im Sieg, egal wie du über dich selber denkst.

Noch ein Beispiel:
Jesus sagte von Johannes dem Täufer, er sei der Größte von Frauen Geborene. (Matthäus 11, 11). Gottes Sohn hält Johannes für eine überragende Persönlichkeit und mißt ihm viel Wert bei.
Doch was dachte der Täufer über sich selber?
"Ich bin nicht würdig, ihm den Riemen seiner Sandale zu lösen." (Matthäus 3, 11). Er hielt sich nicht für groß.

Und noch ein Beispiel.
In Matthäus 8 kommt ein römischer Hauptmann und bittet Jesus, seinen Diener gesundzumachen. Jesus nimmt den Glauben des Mannes wahr und sagt zu. "Ich will kommen."
Doch der Hauptmann sagt, "Herr ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach trittst. Sprich nur ein Wort und mein Diener wird gesund."
Der Mann hatte kein Selbstwertbewußtsein, sondern ein Unwürdigkeitsbewußtsein. Er war weit entfernt vom modernen Selbstlob. Dennoch lobte ihn Jesus und erhob ihn über alle Gläubigen Israels: "Wahrlich, ich sage euch, bei keinem in Israel habe ich so großen Glauben gefunden." (Vers 10).
Der Mann war in den Augen Gottes etwas besonderes. In den eigenen Augen war er unwürdig.
So kann man sich täuschen.

Auch der umgekehrte Fall trifft zu: Man kann sich für den Größten halten und doch von Gott verworfen werden. Im Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner tritt das zutage.
Der Pharisäer, der zu den Frömmsten seiner Zeit gehörte, lobte sich im Gebet selber und führte auf, was er alles Großes getan hatte.
Der Zöllner, der zu den größten Sündern seiner Tage zählte, hob seine Augen nicht einmal zum Himmel auf. Er betete nur, "Gott sei mir, dem Sünder, gnädig." Er fühlte seine Unzulänglichkeit und warf sich auf Gott und seine Gnade.
Diesen Mangel an "Selbstbewußtsein" liebt Gott. Dies ist die geistliche Armut, der das Himmelreich verheißen wurde. Im Alten Testament heißt diese Befindlichkeit, "Zerbrochenes Herz" und meint eigentlich einen zerbrochenen Stolz.
"Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten." (Psalm 51, 19).
Eine solche "zerbrochene" Person mit amputiertem Stolz war auch der Verlorene Sohn, als er in Lukas 15 wieder zum Vater heimkam. Der empfing Gnade. Dem Stolzen widersteht Gott hingegen. (Jakobus 4, 6).

Etwas mehr von dieser Demut täte uns als Gesellschaft ganz gut.

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