Streß macht das Leben lebenswert!

Nein, ich bin nicht verrückt geworden.
Streß macht das Leben tatsächlich lebenswert. Was sich da so unerhört anhört, muß man nur richtig verstehen.
Es gibt nämlich zwei Arten von Streß: Eustress und Distress.
Beide werden von denselben Chemikalien im Körper hervorgerufen, nämlich Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Alle drei entstehen in den Nebennieren.

Wenn unvermittelt eine Herausforderung ins Leben tritt, dann schießt uns Adrenalin ins Blut. Es weitet die Bronchialröhren in der Lunge, so daß wir mehr Sauerstoff aufnehmen können. Außerdem lädt es das Herz auf und weitet die vom Herzen wegführenden Gefäße, so daß das sauerstoffreiche Blut rasch ins Hirn und in die Muskeln transportiert werden kann.

Dann kommt das Noradrenalin dazu. Es verengt die Gefäße, die zum Herzen hinführen, so daß das Blut mit größerem Druck in die Herzkammer schießt. Außerdem verengen sich die Gefäße in der Haut, so daß im Verletzungsfall eine Blutung nicht, bzw. nur minimal stattfindet.

Jetzt legt das Cortisol los. Es schließt die Energievorräte in den Zellen auf und stellt sie bereit.
Wir schätzen unsere Fähigkeiten ab und stellen fest: Wir sind der Herausforderung gewachsen.
Wir legen los.
Ist all das passiert, fühlen wir uns lebendig und stark. Wir sind maximal konzentriert und extrem leistungsstark.

Wir erleben Eustress.

Eine Achterbahnfahrt setzt Eustress frei: Ja, es geht dramatisch rauf und runter. Doch wir wissen, in ein paar Minuten ist alles vorbei. Wir packen das.

Ganz anders sieht es aus, wenn wir statt im Rollercoaster zu sitzen, im Schützengraben liegen. Granaten schlagen rings um uns ein. Die Streßcocktailmixmaschine im Körper ist aktiv. Die Hormonlage ist dieselbe wie beim Acherbahnfahren. Doch diesmal erleben wir den Streß nicht als Kick, sondern als Tortur.
Der Grund: Wir haben keinerlei Kontrolle über die Situation. Wir sehen keinen Ausweg.
Die Herausforderung wird hier als Bedrohung wahrgenommen.

Der Hauptunterschied zwischen gutem und schlechtem Streß ist das Gefühl der Kontrolle über die Situation.
Distress wird zu Eustress, wenn das Gefühl der Kontrolle zurückkehrt.

Als Jesus in Gethsemane betete, schwitzte er Blut. (Lukas 22, 44).
In Markus 14, 33-34 heißt es, "Er fing an, sehr bestürzt und geängstigt zu werden. Und er spricht zu ihnen: Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod. Bleibt hier und wacht!"
Er erlebte Distress in seiner reinsten Form.
Er wußte, in wenigen Stunden beginnt die Passion, das Leiden am Kreuz und der Tod. Beladen mit den Sünden der Menschheit würde er in die Finsternis hinabsteigen und an den Ort des Gerichts gehen.
Jesus erlebte Gefühle von Zwang, Depression und größter Unwilligkeit.

"Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn stärkte."
Lukas 22, 43.

Nach diesem Erlebnis kehrt das Bewußtsein in Jesus zurück, der Aufgabe gewachsen zu sein.
Sein Leiden im Bauch der Erde würde nicht ewig dauern, sondern nur drei Tage und Nächte. Solange, wie einst Jona im Bauch des Fisches war. Er blickt vom Leiden weg, hin auf den Sieg.
Er blickt über das Kreuz hinaus auf den Thron.
Sein Distress wird zu Eustress.
Als es dann losgeht, heilt er das abgeschlagene Ohr von Malchus, schweigt vor seinen Verklägern, erträgt mannhaft die Geißelung und das Kreuz. Er kümmert sich vorbildlich um seine Mutter und vergibt den Römern, die ihm die Nägel durchs Fleisch treiben.
Er ist so souverän, daß sich gar noch einer der mit ihm gekreuzigten Räuber bekehrt und so kommt es zu der absurd anmutenden Situation, daß ein Gekreuzigter einem anderen Gekreuzigten das ewige Heil zusagt.
Doch das zeigt nur, wie sehr Jesus die Situation unter Kontrolle hatte.
Alle haben gemerkt: Da hängt kein gewöhnlicher Mensch am Kreuz.
Und nach drei Tagen stand er tatsächlich von den Toten auf.

Ich komme morgen noch einmal auf das Thema "Streß" zurück.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligenfiguren

Betrunken im Heiligen Geist

Bauerngebet zu Neujahr am 7.1.2024