Endlich wieder richtig Sommer
"Du bestellst Finsternis und es wird Nacht. In ihr
regen sich alle Tiere des Waldes."
Psalm 104, 20.
In meinem Garten begegnen mir immer wieder
Gartenrotschwänze, die wenig scheu vor mir haben. Es ist nicht so, dass sie mir
aus der Hand fressen würden, vielmehr hauen sie nicht gleich ab, wenn ich mich
bemerkbar mache, sondern hüpfen lediglich einen Ast weiter und schauen mich an.
Ich vermute, das sind die, die vor einigen Wochen in einer
Hecke nah beim Haus geschlüpft sind. Aus den blauen Eiern wurden seinerzeit
riesige Schnäbel, die sich in Flauschbälle mit Augen verwandelten und eines
Tages weg waren. Die kennen mich und mein neugieriges Gesicht vom gelegentlichen
Insnestschauen. Sie sind praktisch mit mir groß geworden.
Überhaupt lassen sich zurzeit großartige Naturbetrachtungen
anstellen. Jetzt ist nämlich die Blattzeit der Rehe.
Man kann sich, wie ich gestern abend, mit einem Feldstecher
bewaffnet auf einen Jägerstand am Waldrand, vor einer Wiese mit Kleebewuchs, setzen
und warten bis die Sonne untergeht. Dann kann es sein, dass einem Hasen, Füchse
und vor allem Rehe unterkommen. Denn die Böcke treiben die Ricken in
eindeutiger Absicht aus dem Wald und steigen ihnen nach. Spannend wird es, wenn
ein minderer Bock auftaucht und sich an den Geißen eines Platzbocks zu schaffen
macht und diese Geißen dann zu schrecken beginnen, (d. h. sie quietschen).
Falls sich nichts tut, dann macht man einfach selber das
Fiepen einer bedrängten Geiß nach und dann kann es sein, dass der Platzbock
einen für einen Eindringling hält und selber zu Knören beginnt—und plötzlich auf
der Wiese steht und streng um sich blickt wie ein Politkommissar, der die Konterrevolution
wittert.
Gestern war es jedenfalls so spannend, dass ich erst um
dreiviertel 10 wieder vom Stand heruntergekraxelt bin.
Was man nicht alles erlebt.
"Geht die Sonne auf, ziehen sie sich zurück und lagern
sich in ihren Verstecken. Der Mensch geht aus an sein Werk, an seine Arbeit bis
zum Abend." (Psalm 104, 22-23).
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